Unser Projekt "Ernteweg" beinhaltet zahlreiche Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung, die im engeren Sinne 10/17 der UN-Nachhaltigkeitsziele adressieren:
Kein Hunger: Eine lokale Produktion von Lebensmitteln trägt zur Ernährungssicherheit der Gemeinden bei. Aktuelle Versorgungsstrukturen sind stark anfällig gegenüber Preisschwankungen und politischen Instabilitäten. Im Rahmen unseres Projekts legen wir kleine essbare Wälder auf den zentralen Parkflächen der Stadt an, die von den Bürger*innen zur Reifezeit beerntet werden können. Diese sind frei zugänglich und wir appellieren bei der Nutzung lediglich an ihren Respekt.
Gesundheit und Wohlergehen: Natürliche Landschaften haben sowohl kulturellen, als auch Erholungswert. Eine lokale Produktion ermöglicht zudem Transparenz in der Lebensmittelherstellung und die direkte Qualitätskontrolle. Nachhaltige Landwirtschaft bedeutet u.a. den Verzicht auf gesundheitsschädliche Pflanzenschutzmittel sowie die Förderung eines gesunden Bodenlebens. Unser Bodenmanagement ist so angepasst, dass keine synthetischen Zusatzstoffe verwendet werden und das Bodenleben so gefördert wird, dass jenes auf Krankheiten, Nährstoffmangel etc. selbst reagieren kann.
Sauberes Wasser + Leben unter Wasser: Eine nachhaltige Landwirtschaft schützt die Ökosystemfunktionen von Böden, darunter zählt die natürliche Filtration von (Trink-)Wasser. Zudem schont sie aquatische Ökosysteme vor dem Eintrag eutrophierender und schädlicher Substanzen wie z.B. Nitrat und den damit verbundenen schwerwiegenden Folgen solcher Systeme (z.B. Blaualgenblüte in Seen). Der Verzicht auf u.a. Düngemittel und Pestizide auf unseren Flächen schützt Gewässer vor schädlichen Stoffeinträgen und das Bodenmanagement reichert organische Substanz im Boden an, die u.a. Schadstoffe binden kann.
Weniger Ungleichheiten + Frieden und Gerechtigkeit: Durch die steigende Diskrepanz zwischen Arm und Reich und die Verschärfung globaler Krisen leben immer mehr Menschen am Existenzminimum und haben keinen Zugang zu lebensnotwendigen Lebensmitteln und sauberem Wasser. Nahrung war einst frei und kostenlos, als unsere Vorfahren noch üppige Ökosysteme bejagten und beernteten. Amerikanische Uhreinwohner gestalteten mit ihrem wertvollen Wissen essbare Wälder (food forests) und einige (sehr wenige) indigene Kulturen leben noch heute in solch üppigen Ökosystemen, dass sie sich daraus ernähren können. Das Voranschreiten der industriellen Landwirtschaft und des Kapitalismus, sowie die Enteignung von Land bedrohen unseren Planeten und auf dem Weg dorthin die Existenz einer steigenden Zahl von Menschen. Die Flächen des Projekts sind frei zugänglich und die Ernteprodukte kostenlos. Das Projekt soll den Bürger*innen zudem signalisieren, dass die Stadt für den Menschen gemacht ist und sie anregen, sich für innovative und basisdemokratische Projekte sowie die Gemeinschaft stark zu machen.
Nachhaltige Städte und Gemeinden + Nachhaltiger Konsum und Produktion: Nachhaltige Konzepte basieren immer auf drei Kernaspekten: Effizienz, Suffizienz (Genügsamkeit) und Resilienz (Kreisläufe etablieren). Unser aktuelles Versorgungssystem ist zwar hoch effizient, dennoch werden Unmassen an Produkten hergestellt, von denen ein Großteil am Ende ihres Produktlebenszyklus in Sackgassen landet. Kreisläufe müssen in der Industrie durch u.a. Materialrecycling und in der Landwirtschaft durch ökologischen Landbau etabliert werden. Die Förderung von ökologisch und lokal produzierten Lebensmitteln, durch den "Ernteweg" unmittelbar auf den zentralen Parkanlagen der Stadt repräsentiert, kann demnach einen Beitrag für die Nachhaltigkeit der Städte in puncto Lebensmittelversorgung und deren Emissionsbilanz leisten.
Maßnahmen zum Klimaschutz: Dass etwas gegen den Klimawandel und steigende Emissionen getan werden muss ist mittlerweile Konsens. Eine einfache Maßnahme, CO2 aus der Luft zu binden, ist der Aufbau und die Sequestrierung von Biomasse. Über diesen Kreislauf sind die fossilen Energieträger, deren Verbrennung für den menschgemachten Klimawandel verantwortlich sind, über Jahrmillionen entstanden. Die Integration von Bäumen und mehrjährigen Pflanzen (vgl. Agroforst-Systeme), der Aufbau von Humus, sowie die Verwendung chemisch stabiler, bodenverbessernder Kohlenstoffverbindungen (z.B. Pflanzenkohle) stellen Möglichkeiten für die Lebensmittelproduktion dar, einen positiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Kohlenstoffspeicherung zu leisten. Diese 3 Aspekte stellen die Grundpfeiler unseres pflanzenbaulichen Ansatzes und unseres Bodenmanagements dar.
Leben an Land: Biodiversität ist essentiell für das Funktionieren unserer Ökosysteme und letztlich für die Lebensgrundlage der Menschheit. Die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft und die Förderung von Monokulturen beraubt Flora und Fauna ihres Habitats und ihrer Nahrung. Folge ist das rasante Artensterben, welches wir global beobachten. Auf den Flächen des "Erntewegs" wachsen diverse Pflanzengemeinschaften, welche sowohl die Vielfalt im Boden als auch die der heimischen Fauna fördert. Die Integration von heimischen Schlüsselspezies sowie die Anlage von Hecken zur Nistmöglichkeit von Vögeln sind uns ein großes Anliegen. Auf den bereits bepflanzten Flächen beobachten wir mit großem Staunen eine rasche Annahme von Nahrung und Habitat von u.a. Bienen, verschiedenen Falterarten, Spinnen und Regenwürmern sowie diversen Pilzarten.